Multiple lineare Regression II

Methoden II: Methoden der empirischen Kommunikations- und Medienforschung

Marko Bachl

Freie Universität Berlin

19. 05. 2025

Fragen zur Übung?

Update: Klausurtermine

Termine und Fristen

  • Hauptprüfung: 21.07.2025 um 9:00 Uhr (Ort: E-Examinations Center 1)
  • Nachprüfung: 22.09.2025 um 9:00 Uhr (Ort: E-Examinations Center 1)
  • Anmeldung zur Hauptprüfung: 16. Juni 2025

WICHTIG: Für die Klausur müssen Sie sich separat anmelden. Dazu finden Sie in Blackboard eine Umfrage. Nur mit dieser Anmeldung können Sie an der Klausur teilnehmen. Die Anmeldung für die Veranstaltung in Campus Management reicht dafür nicht aus.

Agenda

  1. Zusammenfassung: Annahmen und ihre Überprüfung
  2. Transformation von Variablen im Regressionsmodell
  3. Interaktion und Moderation
  4. Übungen

Lernziele

  • Lernziel der Vorlesungssitzung: Ergebnisse einer multiplen Regression mit transformierten Variablen und Interaktionstermen lesen, verstehen, formulieren, kritisieren können
  • Lernziel der Übungsaufgabe: R-Code zur multiplen Regression mit transformierten Variablen und Interaktionstermen nachvollziehen, ausführen und bearbeiten können

Daten der heutigen Sitzung I

(Van Erkel, 2020; Van Erkel & Van Aelst, 2021)

Zusammenfassung: Annahmen und ihre Überprüfung

Annahmen und ihre Überprüfung

Statistische Annahmen

  • Linearität und Additivität der Zusammenhänge
  • Normalverteilung und Homoskedastizität der Residuen
  • Unabhängigkeit der Residuen
  • keine einflussreichen Ausreißer
  • keine Multikollinearität

Kausalannahmen

  • korrekt spezifiziertes Modell; keine fehlenden oder überflüssigen Variablen
  • Besprechen wir in Sitzung 6: Pfadmodelle & Mediation

Model 4 aus Van Erkel & Van Aelst (2021)

Überprüfung der stat. Modellannahmen

  • Zahlreiche diagnostische Tools zum Prüfen der Verletzung der Modellannahmen
  • Statistische Verteilungstests (z.B. KS-Test auf Normalverteilung der Residuen): in der Regel nicht empfehlenswert, da zu sensitiv
  • Graphische Tests (meist Plots der Residuen): Besser geeignet, um qualitativen Eindruck von Modellverletzungen zu erhalten. Erfordern aber einige Erfahrung.
  • Empfehlung: Praktische Umsetzung in R mit dem Paket {performance}: Anleitung hier: Checking model assumption - linear models
  • Beispiel-Ausgaben in Präsentation zu Sitzung 4 ab hier. Beispiel-Code in Übung 04_mame.R.
  • Überprüfung der statistischen Modellannahmen ist nicht Gegenstand der Klausur.

Verletzung der stat. Modellannahmen

  • Keine Panik! Einige Modellannahmen sind praktisch immer verletzt (z.B. Normalverteilung der Residuen)
  • Viele Annahmen beziehen sich auf die Residuen, nicht auf XX oder YY
  • Wichtig ist, einschätzen zu können, welche Konsequenzen eine Verletzung der Modellannahme haben kann
    • verzerrte Schätzer (zu hoch, zu niedrig)
    • falsche Standardfehler (α\alpha- und β\beta-Fehler)
  • Vorsichtig formulieren, Robustheit der Ergebnisse prüfen
  • Bei stärkeren Verletzungen Korrekturen möglich (robuste Schätzer, robuste Standardfehler; nicht in dieser Vorlesung)
  • Problematischer sind Verletzungen der kausalen Annahmen (→ Sitzung 6)

Fragen?

Transformation von Variablen im Regressionsmodell

Transformation von Variablen im Regressionsmodell

  • Addieren & Subtrahieren einer Konstante: Ändert die Bedeutung der Konstante (Intercept) (Wert, wenn alle Prädiktoren gleich 0 sind)
  • Multiplizieren & Dividieren mit einer Konstante: Ändert die Skala der Regressionskoeffizienten
  • Nicht-lineare Transformationen eines Prädiktors (z.B. Quadrieren, Logarithmus): Ändert die funktionale Form der Beziehung
  • Multiplikation mehrerer Prädiktoren: Moderation & Interaktion

Addieren & Subtrahieren einer Konstante

  • Zentrieren von quasi-metrischen Prädiktoren um ihren Mittelwert
d <- d |> 
  mutate(Age_c = Age - mean(Age),
         Newspapers_c = scale(Newspapers, center = TRUE, scale = FALSE))

Addieren & Subtrahieren einer Konstante

Original
Parameter Coefficient 95% CI t(989) p Fit
(Intercept) 1.58 (1.24, 1.92) 9.05 < .001
Age 0.02 (0.01, 0.03) 6.88 < .001
Newspapers 0.21 (0.16, 0.25) 8.89 < .001
Gender (female) -0.64 (-0.79, -0.48) -8.10 < .001
R2 (adj.) 0.21
Zentriert
Parameter Coefficient 95% CI t(989) p Fit
(Intercept) 3.35 (3.24, 3.45) 62.45 < .001
Age c 0.02 (0.01, 0.03) 6.88 < .001
Newspapers c 0.21 (0.16, 0.25) 8.89 < .001
Gender (female) -0.64 (-0.79, -0.48) -8.10 < .001
R2 (adj.) 0.21

Multiplizieren & Dividieren mit einer Konst.

  • Skala verändern:
    • Teilen des Alters durch 10 → Vergleich zu bzw. Veränderung um 10 Jahren
    • Minimum = 0 bis Maximum = 1 → Vergleich der extremen Skalenpunkte
d <- d |> 
  mutate(Age_10 = Age / 10,
         Newspapers_Min_Max = (Newspapers - min(Newspapers)) / (max(Newspapers) - min(Newspapers)))

Multiplizieren & Dividieren mit einer Konst.

Original
Parameter Coefficient 95% CI t(989) p Fit
(Intercept) 1.58 (1.24, 1.92) 9.05 < .001
Age 0.02 (0.01, 0.03) 6.88 < .001
Newspapers 0.21 (0.16, 0.25) 8.89 < .001
Gender (female) -0.64 (-0.79, -0.48) -8.10 < .001
R2 (adj.) 0.21
Transformiert
Parameter Coefficient 95% CI t(989) p Fit
(Intercept) 1.79 (1.46, 2.12) 10.61 < .001
Age 10 0.20 (0.14, 0.25) 6.88 < .001
Newspapers Min Max 1.04 (0.81, 1.27) 8.89 < .001
Gender (female) -0.64 (-0.79, -0.48) -8.10 < .001
R2 (adj.) 0.21

Multiplizieren & Dividieren mit einer Konst.

  • Z-Standardisieren: Zentrieren aller quasi-metrischer Variablen um Mittelwert und Teilen durch eine Standardabweichung → Standardisierte Koeffizienten
d <- d |> 
  mutate(Age_z = (Age - mean(Age)) / sd(Age),
         Newspapers_z = scale(Newspapers, center = TRUE, scale = TRUE),
         Political_knowledge_z = scale(Political_knowledge, center = TRUE, scale = TRUE))

Multiplizieren & Dividieren mit einer Konst.

Original
Parameter Coefficient 95% CI t(989) p Fit
(Intercept) 1.58 (1.24, 1.92) 9.05 < .001
Age 0.02 (0.01, 0.03) 6.88 < .001
Newspapers 0.21 (0.16, 0.25) 8.89 < .001
Gender (female) -0.64 (-0.79, -0.48) -8.10 < .001
R2 (adj.) 0.21
Z-Standardisiert
Parameter Coefficient 95% CI t(989) p Fit
(Intercept) 0.22 (0.15, 0.30) 5.67 < .001
Age z 0.20 (0.14, 0.26) 6.88 < .001
Newspapers z 0.26 (0.20, 0.31) 8.89 < .001
Gender (female) -0.47 (-0.58, -0.35) -8.10 < .001
R2 (adj.) 0.21

Multiplizieren & Dividieren mit einer Konst.

Standardisierte Koeffizienten eines Modells mit z-standardisierten Variablen
Parameter Coefficient 95% CI t(989) p Std. Coef. Std. Coef. 95% CI Fit
(Intercept) 0.22 (0.15, 0.30) 5.67 < .001 0.22 (0.15, 0.30)
Age z 0.20 (0.14, 0.26) 6.88 < .001 0.20 (0.14, 0.26)
Newspapers z 0.26 (0.20, 0.31) 8.89 < .001 0.26 (0.20, 0.31)
Gender (female) -0.47 (-0.58, -0.35) -8.10 < .001 -0.47 (-0.58, -0.35)
R2 (adj.) 0.21
  • Die Funktion report_table() schätzt das Modell im Hintergrund mit standardisierten quasi-metrischen Variablen neu, um die standardisierten Koeffizienten zu erhalten.

Nicht-lineare Transformationen

  • z.B. Logarithmierung: Vergleich bzw. Veränderung in %
d <- d |> 
  mutate(Age_log = log(Age),
         Political_knowledge_log = log1p(Political_knowledge))

Nicht-lineare Transformationen

Original
Parameter Coefficient 95% CI t(989) p Fit
(Intercept) 1.58 (1.24, 1.92) 9.05 < .001
Age 0.02 (0.01, 0.03) 6.88 < .001
Newspapers 0.21 (0.16, 0.25) 8.89 < .001
Gender (female) -0.64 (-0.79, -0.48) -8.10 < .001
R2 (adj.) 0.21
Log-transformierte aV und Alter
Parameter Coefficient 95% CI t(989) p Fit
(Intercept) -0.06 (-0.37, 0.26) -0.35 0.724
Age log 0.31 (0.23, 0.39) 7.69 < .001
Newspapers 0.06 (0.05, 0.08) 8.57 < .001
Gender (female) -0.16 (-0.21, -0.11) -6.41 < .001
R2 (adj.) 0.20
  • log-log: Eine um 1% ältere Person beantwortet 0.31% mehr Fragen korrekt als eine um 1% jüngere Person (Oder ganz genau: liegt auf der Variable “Richtig beantwortete Fragen + 1” um 0.31% höher).

Fragen?

Interaktion und Moderation

Daten der heutigen Sitzung II

(Vögele & Bachl, 2017)

Was ist ein moderierter Effekt?

Interaktion und Moderation

  • Statistisch: Regressionskoeffizient eines Prädiktors ändert sich in Abhängigkeit der Werte eines anderen Prädiktors (Abschwächung der Additivitätsannahme)
  • Begriffe: Interaktion und Moderation werden meist synonym verwendet (so auch hier).
  • Begriffliche Traditionen:
    • Interaktion zwischen Faktoren in einem mehrfaktoriellen Experimentaldesign
    • Moderation des Effekts eines Prädiktors durch einen (gemessenen) Moderator
  • Manchmal Bedeutungsunterschiede:
    • Interaktionseffekt: Alle beteiligten Faktoren haben bereits für sich einen kausalen Effekt, bei gemeinsamen Auftreten ändert sich dieser Effekt.
    • Effect modifier: Ein Moderator selbst hat keinen kausalen Effekt, er verändert lediglich den kausalen Effekt eines anderen Prädiktors.
  • Prinzipiell könnten beliebig viele Variablen in einem Modell miteinander interagieren. Wir beschränken uns aber auf die zweifache Interaktion.

Einordnung in aktuelle Debatten

  • Aber Theorien und Modelle sollen die Realität vereinfacht abbilden und möglichst allgemeingültig sein.
  • und die theoretisch fundierte empirische Untersuchung und Modellierung von Heterogenität ist nicht so einfach

Regressionsgleichung für Moderation

  • Wir beginnen mit einer einfachen Regressionsgleichung mit zwei Prädiktoren, XX und ZZ

Y=b0+b1X+b2Z+ϵY = b_0 + b_1X + b_2Z + \epsilon

  • Nun gehen wir davon aus, dass der b1b_1, Effekt von XX auf YY eine Funktion von ZZ ist

Y=b0+f(Z)X+b2Z+ϵY = b_0 + f(Z)X + b_2Z + \epsilon

  • Die Funktion f(Z)f(Z) sei definiert als lineare Funktion f(Z)=b1+b3Zf(Z) = b_1 + b_3Z

Y=b0+(b1+b3Z)X+b2Z+ϵY = b_0 + (b_1 + b_3Z)X + b_2Z + \epsilon

  • Durch Ausmultiplizieren erhalten wir einen Interaktionsterm XZXZ, der einfach das Produkt von XX und ZZ ist

Y=b0+b1X+b2Z+b3XZ+ϵY = b_0 + b_1X + b_2Z + b_3XZ + \epsilon

Was bedeuten die Koeffizienten?

  • Regressionsgleichung Y=b0+b1X+b2Z+b3XZ+ϵY = b_0 + b_1X + b_2Z + b_3XZ + \epsilon
  • b0b_0 (Intercept) ist der erwartete Wert von YY, wenn X=0X = 0 und Z=0Z = 0
  • b1b_1 ist der (konditionale) Effekt von XX, wenn Z=0Z = 0
  • b2b_2 ist der (konditionale) Effekt von ZZ, wenn X=0X = 0
  • b3b_3 ist der eigentliche Interaktionseffekt, d.h. die Differenz in b1b_1, wenn ZZ sich um eine Einheit ändert

Interpretation konditionaler Effekte

  • Häufig nur Interpretation der statistischen Signifikanz von b3b_3 — das ist theoretisch unbefriedigend!
  • Auch die substanziellen Effekte berichten und interpretieren, z.B. durch
    • Interpretation von Richtung und Betrag von b3b_3
    • Schätzung der konditionalen Regressionskoeffizienten für (typische) Werte von ZZ
    • Visualisierung der Modellvorhersagen für YY für (typische) Werte von ZZ

Wichtig: Bei Regressionsmodellen mit Interaktionseffekten XZXZ sind die Koeffizienten von XX und ZZ nicht mehr unabhängig voneinander interpretierbar, d.h. die Koeffizienten sind nicht mehr unkonditional für alle Fälle nn gültig!

Wichtig: Damit die konditionalen Koeffizienten überhaupt interpretierbar sind, muss der Wert 0 für alle an der Interaktion beteiligten Variablen interpretierbar sein (siehe Transformationen)!

Fragen?

Daten der heutigen Sitzung II

(Vögele & Bachl, 2017)

Daten der heutigen Sitzung II

  • schwab: Experimentalbedingung Dialekt; Hochdeutsch (0), schwäbisch (1)
  • atol: Attitude toward language; hier Einstellung zum Schwäbischen, Index aus stillos – stilvoll; missverständlich – eindeutig; unangenehm – angenehm; abgehackt – flüssig; hässlich – schön (Moderator, 1-5)
  • gesamt: Gesamtbewertung des Politikers (Outcome-Variable, 1-5)

schwab gender atol gesamt
Hochdeutsch männlich 2.4 4
Hochdeutsch männlich 3.6 4
Hochdeutsch weiblich 2.6 4
Schwäbisch weiblich 2.0 5
Schwäbisch weiblich 3.8 4
Schwäbisch weiblich 1.8 2

Stichprobe

Variable Hochdeutsch (n=146) Schwäbisch (n=177) Total (n=323)
gender [männlich], % 44.5 43.5 44.0
Mean age (SD) 39.34 (18.53) 40.16 (19.10) 39.79 (18.82)
Mean atol (SD) 3.33 (0.77) 3.29 (0.79) 3.31 (0.78)
Mean gesamt (SD) 3.84 (0.79) 3.59 (0.90) 3.71 (0.86)

Dichotomer Moderator (hier: Gender)

Effekt des Dialekts (Kontrolle: Gender)

m1 <- lm(gesamt ~ schwab + gender, data = d2)
Parameter Coefficient 95% CI t(320) p Fit
(Intercept) 3.99 (3.83, 4.15) 49.21 < .001
schwab (Schwäbisch) -0.25 (-0.44, -0.07) -2.69 0.007
gender (männlich) -0.33 (-0.52, -0.15) -3.53 < .001
R2 (adj.) 0.05

Effekt des Dialekts (Kontrolle: Gender)

Moderation des Dialekt-Effekts durch Gender

  • In R werden Interaktionsterme direkt in die Modellformel für lm() geschrieben: y ~ x * z
m2 <- lm(gesamt ~ schwab * gender, data = d2)
Parameter Coefficient 95% CI t(319) p Fit
(Intercept) 3.98 (3.79, 4.16) 42.58 < .001
schwab (Schwäbisch) -0.23 (-0.47, 0.02) -1.79 0.074
gender (männlich) -0.30 (-0.57, -0.02) -2.13 0.034
schwab (Schwäbisch) × gender (männlich) -0.06 (-0.43, 0.31) -0.33 0.743
R2 (adj.) 0.05
  • b0b_0 (Intercept): Mittelwert für Frauen mit Hochdeutsch-Stimulus
  • b1b_1 (schwab (Schwäbisch)): Dialekt-Effekt für Frauen
  • b2b_2 (gender (männlich)): Unterschied zwischen Frauen (Referenz) und Männern nach Hochdeutsch-Stimulus
  • b3b_3 (schwab (Schwäbisch) × gender (männlich)): Unterschied des Dialekt-Effekts für Männer und Frauen

Moderation des Dialekt-Effekts durch Gender

Ohne Moderation
Parameter Coefficient t(320) p
(Intercept) 3.99 49.21 < .001
schwab (Schwäbisch) -0.25 -2.69 0.007
gender (männlich) -0.33 -3.53 < .001
Mit Moderation
Parameter Coefficient t(319) p
(Intercept) 3.98 42.58 < .001
schwab (Schwäbisch) -0.23 -1.79 0.074
gender (männlich) -0.30 -2.13 0.034
schwab (Schwäbisch) × gender (männlich) -0.06 -0.33 0.743
  • Koeffizienten haben andere Bedeutungen!

Moderation des Dialekt-Effekts durch Gender

Moderation des Dialekt-Effekts durch Gender

Parameter Coefficient 95% CI t(319) p Fit
(Intercept) 3.98 (3.79, 4.16) 42.58 < .001
schwab (Schwäbisch) -0.23 (-0.47, 0.02) -1.79 0.074
gender (männlich) -0.30 (-0.57, -0.02) -2.13 0.034
schwab (Schwäbisch) × gender (männlich) -0.06 (-0.43, 0.31) -0.33 0.743
R2 (adj.) 0.05
  • Der negative Effekt des schwäbischen Dialekts im Vergleich zu einem hochdeutschen gesprochenen Interview fällt in der Stichprobe für Männer um 0.06 Skalenpunkte stärker aus als für Frauen. Diese Differenz zwischen den Effekten für Männer und Frauen ist allerdings nicht statistisch signifikant: b=0.06b = -0.06 , t(319)=0.33t(319) = 0.33, p=.743p = .743).

Zwischenfazit

  • Moderationsanalysen mit dichotomen Moderatoren sind technisch leicht durchführbar, erfordern aber eine neue Interpretation
  • Die Interpretation der statistischen Signifikanz der Interaktionsterme ist einfach, die substanzielle Interpretation schwieriger
  • Durch Hinzunahme des Interaktionsterms quantifizieren die Koeffizienten der beteiligten Prädiktoren konditionale Effekte in der Referenzgruppe (!)

Fragen?

Quasi-metrischer Moderator

Quasi-metrischer Moderator (hier: AtoL)

  • Anstelle eines dichotomen Moderators kann auch ein metrischer Moderator berücksichtigt werden
  • Idee: Effekt verändert sich als (lineare) Funktion des Moderators
  • Beispiel: Voreinstellung gegenüber dem schwäbischen Dialekt (atol).
  • Hypothese: Je positiver die Einstellung zum schwäbischen Dialekt bei einer Versuchsperson, desto positiver (bzw. weniger negativ) ist der Effekt des Dialekts.

Effekt des Dialekts (Kontrolle: AtoL)

m3 <- lm(gesamt ~ schwab + atol, data = d2)
Parameter Coefficient 95% CI t(320) p Fit
(Intercept) 3.41 (2.99, 3.83) 15.93 < .001
schwab (Schwäbisch) -0.24 (-0.43, -0.06) -2.56 0.011
atol 0.13 (9.47e-03, 0.25) 2.12 0.034
R2 (adj.) 0.03

Effekt des Dialekts (Kontrolle: AtoL)

Moderation des Dialekt-Effekts durch AtoL

m4 <- lm(gesamt ~ schwab * atol, data = d2)
Parameter Coefficient 95% CI t(319) p Fit
(Intercept) 4.06 (3.45, 4.66) 13.11 < .001
schwab (Schwäbisch) -1.39 (-2.20, -0.58) -3.37 < .001
atol -0.06 (-0.24, 0.11) -0.71 0.481
schwab (Schwäbisch) × atol 0.34 (0.11, 0.58) 2.85 0.005
R2 (adj.) 0.05
  • b0b_0 (Intercept): Mittelwert für Personen mit AtoL = 0 und Hochdeutsch-Stimulus
  • b1b_1 (schwab (Schwäbisch)): Dialekt-Effekt für Personen mit AtoL = 0
  • b2b_2 (atol): Unterschied zwischen Personen mit 1 Punkt Unterschied auf AtoL-Skala nach Hochdeutsch-Stimulus
  • b3b_3 (schwab (Schwäbisch) × atol): Unterschied des Dialekt-Effekts zwischen Personen mit 1 Punkt Unterschied auf AtoL-Skala
  • Personen mit AtoL = 0 — Außerhalb der gültigen Werte der Skala

Moderation des Dialekt-Effekts durch AtoL

d2 <- d2 |> mutate(atol_c = atol - mean(atol))
m4_c <- lm(gesamt ~ schwab * atol_c, data = d2)
Parameter Coefficient 95% CI t(319) p Fit
(Intercept) 3.84 (3.71, 3.98) 55.26 < .001
schwab (Schwäbisch) -0.24 (-0.43, -0.06) -2.61 0.010
atol c -0.06 (-0.24, 0.11) -0.71 0.481
schwab (Schwäbisch) × atol c 0.34 (0.11, 0.58) 2.85 0.005
R2 (adj.) 0.05
  • b0b_0 (Intercept): Mittelwert für Personen mit durchschnittlicher AtoL und Hochdeutsch-Stimulus
  • b1b_1 (schwab (Schwäbisch)): Dialekt-Effekt für Personen mit durchschnittlicher AtoL
  • b2b_2 (atol): Unterschied zwischen Personen mit 1 Punkt Unterschied auf AtoL-Skala nach Hochdeutsch-Stimulus
  • b3b_3 (schwab (Schwäbisch) × atol): Unterschied des Dialekt-Effekts zwischen Personen mit 1 Punkt Unterschied auf AtoL-Skala

Moderation des Dialekt-Effekts durch AtoL

Ohne Moderation
Parameter Coefficient t(320) p
(Intercept) 3.41 15.93 < .001
schwab (Schwäbisch) -0.24 -2.56 0.011
atol 0.13 2.12 0.034
Mit Moderation
Parameter Coefficient t(319) p
(Intercept) 3.84 55.26 < .001
schwab (Schwäbisch) -0.24 -2.61 0.010
atol c -0.06 -0.71 0.481
schwab (Schwäbisch) × atol c 0.34 2.85 0.005
  • Koeffizienten haben andere Bedeutungen!

Moderation des Dialekt-Effekts durch AtoL

Moderation des Dialekt-Effekts durch AtoL

Moderation des Dialekt-Effekts durch AtoL

Parameter Coefficient 95% CI t(319) p Fit
(Intercept) 3.84 (3.71, 3.98) 55.26 < .001
schwab (Schwäbisch) -0.24 (-0.43, -0.06) -2.61 0.010
atol c -0.06 (-0.24, 0.11) -0.71 0.481
schwab (Schwäbisch) × atol c 0.34 (0.11, 0.58) 2.85 0.005
R2 (adj.) 0.05

Moderation des Dialekt-Effekts durch AtoL

Der negative Effekt des schwäbischen Dialekts auf die Bewertung des Politikers wird durch die Einstellung zum Schwäbischen moderiert. Für Personen, die das Schwäbische gut finden, besteht kaum ein Unterschied zwischen den Interview-Versionen. Je schlechter eine Person das Schwäbische allgemein bewertet, desto negativer fällt der Effekt des Dialekts aus. Mit jedem Punkt weniger auf der AtoL-Skala verstärkt sich der negative Effekt um 0.34 Punkte: b=0.34b = 0.34, t(319)=2.85t(319) = 2.85, p=.005p = .005.

Fragen?

Fazit

  • Lineare Modelle mit Moderation sind in der Regel sehr leicht zu spezifizieren, aber zumeist deutlich schwieriger substanziell zu interpretieren (außer Signifikanz des Interaktionseffekts)

  • Auch wenn die Regressionstabelle optisch sehr ähnlich aussieht, ändert sich Interpretation grundsätzlich; immer zusätzliche Visualisierungen des Modells betrachten.

Fragen?

Übungsaufgaben

Übungsaufgaben

  1. Reproduzieren Sie die Analysen aus der Vorlesung.

  2. Modifizieren Sie die Moderationsanalysen aus der Vorlesung. Weitere mögliche Moderatoren sind Alter (age) und politisches Interesse (polint). Weitere mögliche abhängige Variablen sind der wargenommene Klang der Stimme (klang), die Verständlichkeit des Sprechers (verst) und die Sympathie-Bewertung des Politikers (sym). Führen Sie zuerst notwendige Transformationen durch. Schätzen Sie dann das Regressionsmodell mit angepassten Variablen und erstellen Sie geeignete Grafiken. Interpretieren Sie die Ergebnisse in einigen Sätzen.

Bei Bedarf: Die Analysen zu den Annahmen des Regressionsmodells finden Sie in der Übung zur letzten Sitzung (04_mame.R).

Übungsaufgaben: Technische Anleitung

[Beschreibung für R und RStudio auf eigenem Computer oder Pool-Computer]

  1. Laden Sie die Dateien 05_mame.R und Voegele_Bachl_2017.sav aus Blackboard herunter. Speichern Sie die Datei 05_mame.R in Ihren Arbeitsordner für die Vorlesung (in denselben Ordner, in dem die .R-Dateien aus den letzten Übungen liegen). Speichern Sie Voegele_Bachl_2017.sav in den Unterordner Daten (in denselben Ordner, in dem Vanerkel_Vanaelst_2021.dta liegt.)
  2. Öffnen Sie das Projekt uebung.Rproj.
  3. Öffnen Sie innerhalb des Projekts die Datei 05_mame.R.
  • Wenn etwas unklar ist (technisch oder statistisch): Stellen Sie Ihre Fragen im Blackboard-Forum.

Übungsaufgaben: Technische Anleitung

[Beschreibung für WebR]

  1. Laden Sie die Dateien 05_mame.R und Voegele_Bachl_2017.sav aus Blackboard herunter.
  2. Laden Sie die Dateien 05_mame.R, Vanerkel_Vanaelst_2021.dta (aus der ersten Übung) und Voegele_Bachl_2017.sav in den Ordner home/web_user hoch.
  3. Öffnen Sie die Datei 05_mame.R.
  4. Ändern Sie Zeilen 18 und 137: Löschen Sie daten/.
  • Wenn etwas unklar ist (technisch oder statistisch): Stellen Sie Ihre Fragen im Blackboard-Forum.

Übungsaufgaben: Technische Anleitung

[Beschreibung für Posit.Cloud]

  1. Laden Sie die Dateien 05_mame.R und Voegele_Bachl_2017.sav aus Blackboard herunter.
  2. Öffnen Sie das RStudio-Projekt, das Sie zur ersten Übung erstellt haben, in Posit-Cloud.
  3. Laden Sie die Datei 5_mame.R in den Ordner uebung hoch. Laden Sie die Datei Voegele_Bachl_2017.sav in den Unterordner daten hoch.
  4. Öffnen Sie das Projekt uebung.Rproj und innerhalb des Projekts die Datei 05_mame.R.
  5. Ändern Sie Zeilen 18 und 137: Fügen Sie uebung/ vor daten/ ein.
  • Wenn etwas unklar ist (technisch oder statistisch): Stellen Sie Ihre Fragen im Blackboard-Forum.

Fragen?

Nächste Woche

Kausale Annahmen für (Regressions)Modelle; Pfadmodelle & Mediation

Danke — bis zur nächsten Sitzung.

Marko Bachl

Literatur

Brambor, T., Clark, W. R., & Golder, M. (2006). Understanding interaction models: Improving empirical analyses. Political Analysis, 14(1), 63–82. https://doi.org/bhkqgw
Dienlin, T., Sun, Y., & Coenen, L. (2025). A simple future for media effects research. OSF. https://doi.org/10.31219/osf.io/nkwyu_v1
Healy, K. (2017). Fuck nuance. Sociological Theory, 35(2), 118–127. https://doi.org/gbmscr
Iyengar, S., & Simon, A. F. (2000). New perspectives and evidence on political communication and campaign effects. Annual Review of Psychology, 51(1), 149–169. https://doi.org/c9fmgk
Rohrer, J. M., & Arslan, R. C. (2021). Precise answers to vague questions: Issues with interactions. Advances in Methods and Practices in Psychological Science, 4(2), 25152459211007368. https://doi.org/gk9zkd
Valkenburg, P., Beyens, I., Pouwels, J. L., Driel, I. I. van, & Keijsers, L. (2021). Social media use and adolescents’ self-esteem: Heading for a person-specific media effects paradigm. Journal of Communication, 71(1), 56–78. https://doi.org/g79d
Valkenburg, P., & Peter, J. (2013). The differential susceptibility to media effects model. Journal of Communication, 63(2), 221–243. https://doi.org/gdqc28
Van Erkel, P. F. A. (2020). „Replication data for “Why don’t we learn from social media?" (Version V2) [Dataset]. Harvard Dataverse. https://doi.org/10.7910/DVN/D0COF1
Van Erkel, P. F. A., & Van Aelst, P. (2021). Why don’t we learn from social media? Studying effects of and mechanisms behind social media news use on general surveillance political knowledge. Political Communication, 38(4), 407–425. https://doi.org/ghk94s
Vögele, C., & Bachl, M. (2017). Der Einfluss des Dialekts auf die Bewertung von Politikern. SCM Studies in Communication and Media, 6(2), 196–215. https://doi.org/ghhzhd