Nachrichtennutzung gestern, heute, morgen
Seminar #28511 im Modul Einführung in die Publizistik- und Kommunikationswissenschaft, Wintersemester 2023/2024
Zuletzt aktualisiert am 15. 02. 2024, 08:56 Uhr
Wichtige Links
Seminar im Vorlesungsverzeichnis
Überblick
Wie Menschen sich über aktuelle Ereignisse informieren, ist eine zentrale Frage der Kommunikationswissenschaft. Dabei haben sich die Informationsumwelten —und mit ihnen das Informationsverhalten der Nutzer:innen— in den letzten Jahrzehnten grundsätzlich verändert. Vor nicht allzu langer Zeit bestand ein typisches Informationsrepertoire aus einer lokalen oder überregionalen Tageszeitung am Morgen, den Radionachrichten des Lieblingssenders während des Tags und einer Hauptnachrichtensendung am Abend. Im aktuellen high-choice media environment können die Nutzer:innen dagegen ihren persönlichen Vorlieben folgend aus einer Vielzahl von Quellen wählen, die sich in Themenauswahl und Aufmachung völlig unterscheiden. Einzelne Nachrichteninhalte kommen nicht mehr nur über die Angebote der Medienorganisationen zu den Nutzer:innen, sondern auch über Social-Media-Plattformen und andere Intermediäre.
Ablauf und Inhalte
1) 19. 10. 2023: Hallo
Inhalt: Intro, Kennenlernen und Organisation
2) 26. 10. 2023: Workshop 1: Nachrichten in der Zeitung
Inhalt: Wir lesen Nachrichten in der Zeitung und erarbeiten gemeinsam, wodurch sich diese Rezeptionsform auszeichnet.
3) 02. 11. 2023: Veränderung der Medien- und Nachrichtennutzung in der Langzeitperspektive
Texte: Breunig et al. (2020) (Ariane F.), Behre et al. (2023) (Felix H.), Prior (2007) (S. 1–26; Jorge F.), Beisch & Koch (2022) (Jan Philipp G.)
4) 09. 11. 2023: Selektive Mediennutzung (Selective Exposure)
Texte: Donsbach (1991) (Regina-Marie R.), Iyengar & Hahn (2009) (Anne S.), Wojcieszak (2021) (Arthur G.)
5) 16. 11. 2023: Nachrichtennutzung junger Menschen I
Texte: Hasebrink et al. (2021) (nur quantitativer Teil, ohne Fokusgruppen; Mariella A.), Notley et al. (2023) (Lisbeth M.), Vogler et al. (2023) (Emma D.)
6) 23. 11. 2023: Workshop 2: Rundfunk-Nachrichten
Inhalt: Wir sehen Fernseh-Nachrichten. Dann erarbeiten wir, wodurch sich diese Rezeptionsform auszeichnet.
7) 30. 11. 2023: Publikumsfragmentierung
Texte: Webster (2005) (Yury R.), Tewksbury (2005) (Anastasia B.), Webster & Ksiazek (2012) (Rebekka S.), Yang et al. (2020) (Marina E.)
8) 07. 12. 2023: Ungeplante Nachrichtennutzung
Texte: Tewksbury et al. (2001) (Alina B.), Kümpel (2019) (Lilly-Jolin H.), Scharkow et al. (2020) (Leopold L.)
9) 14. 12. 2023: “Civic duty to keep informed” und “News finds me”
Texte: McCombs & Poindexter (1983) (Muriel D.), Poindexter & McCombs (2001) (Elisabeth J.), Haim et al. (2021) (Victoria v. Z.)
10) 21. 12. 2023: Weihnachtsvorlesung mit Infektionsschutz
Ferien
12) 18. 01. 2024: Vermeidung von Nachrichten
Texte: Van den Bulck (2006) (MB), Villi et al. (2022) (Nicole M.), Karlsen et al. (2020) (Emily S.), Toff & Kalogeropoulos (2020) (Elias H.)
13) 25. 01. 2024: Nutzung von ‘alternativen’ Nachrichten
Texte: Schwarzenegger (2023) (Anna T.), Klawier et al. (2023) (Mehmet K.), Müller & Schulz (2021) (Ian S.), Schulze (2020) (Anastasia B.)
14) 01. 02. 2024: Nachrichtennutzung junger Menschen II
Texte: Gil de Zúñiga et al. (2017) (Lea K., nachgeholt aus Sitzung 9), Klopfenstein Frei et al. (2022) (Julius L.)
Informationen zur Hausarbeit
15) 08. 02. 2024: Workshop 4: Nachrichten und Künstliche Intelligenz
Inhalt: Wir versuchen, uns mit Bing, Bard oder ähnlichen Chatbots über aktuelle Nachrichten zu unterhalten. Dann spekulieren wir darüber, ob diese Rezeptionsform eine Zukunft hat und welche Folgen das haben könnte.
16) 15. 02. 2024: Bis bald
Inhalt: Ausblick, Feedback, Hausarbeit
Lernziele
In diesem Seminar beschäftigen wir uns mit dem Medienwandel —und speziell mit dem Wandel der Nachrichten— aus Sicht der Nutzer:innen. Wir betrachten, wie sich die Nachrichtennutzung verändert hat und welche Folgen diese Veränderungen für Individuen und Gesellschaft haben können. Dabei lernen wir Konzepte wie Nachrichtenrepertoires, “selective exposure” und “incidental exposure”, “news-finds-me”-Wahrnehmung, Publikumsfragmentierung oder Polarisierung kennen.
Daneben interessieren uns dafür, wie wir Nachrichtennutzung empirisch erforschen können und wie sich die Forschungsmethoden zusammen mit dem Wandel von Angebot und Nutzung ebenfalls verändert haben. Einerseits wird es schwieriger, über Befragungen verlässliche und aussagekräftige Daten zum vielfältigen Informationsverhalten der Menschen zu erfassen. Andererseits erlauben digitale Verhaltensspuren, die wir bei der Nutzung moderner Medien hinterlassen, Analysen von bisher nicht erreichtem Detailgrad.
Das Seminar bietet so neben den inhaltlichen Kenntnissen einen Einstieg in das eigenständige wissenschaftliche Arbeiten. Viele Dinge werden Sie in diesem nicht benotetem Seminar zum ersten Mal an einer Universität tun. Dazu gehört die kritische Auseinandersetzung mit (empirischer) Forschungsliteratur, die Präsentation wissenschaftlicher Studien, die Anwendung auf ein Diskussionsbeispiel, die Anleitung einer Diskussion, und das Verfassen einer Hausarbeit.
Lehr- und Lernform
Die Veranstaltung ist ein Seminar. Das bedeutet, dass —im Gegensatz zu einer Vorlesung— nicht die Dozierenden, sondern die Studierenden die wesentlichen Inhalte in den Sitzungen beitragen. Meine Rolle als Dozent besteht im Wesentlichen darin, Sie bei der Vorbereitung Ihrer Beiträge zu unterstützen und Feedback zu den Leistungen zu geben. Die Seminarsitzungen leben also von Ihrer Beteiligung. Sie und wir alle werden den meisten Spaß haben und am meisten lernen, wenn alle regelmäßig die Inhalte der Sitzungen vor- und nachbereiten (Texte lesen!) und uns in der Sitzung einbringen.
Leistungen
Überblick
- 5 Leistungspunkte ≈ 125-150 Stunden Arbeitsaufwand
- Aktive Teilnahme
- Lesen der Texte
- Beteiligung an Diskussion und interaktiven Formaten
- Input in einer Sitzung
- Kurzreferat zu einem Text (alleine)
- Diskussionsinput zum Thema der Sitzung (Kleingruppen)
- Kurzhausarbeit ca. 10.000 Zeichen Text, Abgabe bis zum 31. März 2024
- Keine Note, nur bestanden / nicht bestanden
Texte lesen, verstehen und kritisieren
Eine zentrale Fähigkeit für ein erfolgreiches Studium ist das Arbeiten mit wissenschaftlichen Texten. Sie müssen unbedingt lernen, wissenschaftliche Texte effizient und kritisch zu lesen, zu verstehen und auf den Inhalten aufzubauen. Diese Fähigkeit lässt sich nur durch Üben erlernen. Daher sollen Sie in dieser Veranstaltung zur Vorbereitung jeder Sitzung mindestens einen Text lesen. Die Zuteilung der Pflichtlektüre findet sich im Seminarplan.
Die folgenden Fragen sollen Ihnen beim Lesen, Verstehen und Kritisieren von Texten zu empirischen Studien helfen. Wenn Sie zu Beginn des Semesters die meisten Fragen noch nicht beantworten können oder vielleicht sogar die Fragen nicht vollständig verstehen, ist das ganz normal. Die entsprechenden Kenntnisse erlernen Sie in den Einführungsvorlesungen, Seminaren und Übungen.
Kurzreferat und Diskussionsbeispiel
Im Kurzreferat sollen Sie die wesentlichen Inhalte eines Text knapp vorstellen und kritisch würdigen. Eine Person stellt einen Text vor. Ein Referat dauert nur 10 Minuten. Die Darstellung muss daher stark komprimiert sein. Eine Auswahl von Inhalten ist notwendig und erwünscht. Das Referat soll keine Zusammenfassung des gesamten Texts sein, sondern soll wichtige Aspekte in Erinnerung rufen und einordnen. Die Referent:innen dürfen davon ausgehen, dass ein relevanter Teil der Anwesenden den Text gelesen hat. Die vollständige Wiedergabe aller im Text behandelter Inhalte ist kein relevantes Kriterium. Die Einzelpräsentationen sollen so gestaltet sein, dass sie die gemeinsame Aktivität vorbereiten.
An die Referate schließt eine gemeinsame Aktivität zum übergeordneten Thema der Sitzung an. Sie wird von den Präsentierenden gemeinsam vorbereitet und moderiert. Dabei können die Teilnehmer:innen im Plenum oder in Kleingruppen diskutieren, Inhalte erarbeiten und präsentieren, in verteilten Rollen debattieren, eine kurze Ad-hoc-Studie durchführen oder in anderer Form aktiv werden. Die Aktivität darf gerne aktuelle und angewandte Bezüge haben und Beispiele aus Ihrer Lebenswelt aufgreifen — sie muss sich nicht ausschließlich auf Grundlagenforschung beziehen.
Kurzhausarbeit
Die Kurzhausarbeit muss bis zum 31. März 2024 in Blackboard eingereicht werden. Sie soll einen Umfang von ca. 10.000 Zeichen Text (inklusive Leerzeichen; entspricht etwa 4 Seiten Text nach der Vorlage im Leitfaden) haben. Die formellen und inhaltlichen Anforderungen des wissenschaftlichen Arbeitens sind einzuhalten. Für die Hausarbeit gibt es —wie für das Seminar und das gesamte Modul— keine Note. Es wird nur zwischen bestanden (die Hausarbeit erfüllt die grundlegenden Anforderungen) und nicht bestanden unterschieden. Zusätzlich erhalten Sie, wenn gewünscht, Feedback auf einem standardisierten Formular (siehe Vorlage in Blackboard).
Vor dem Hauptteil gibt es eine kurze Einleitung, in der das Thema der Arbeit und die Vorgehensweise vorgestellt wird. Nach dem Hauptteil folgt noch ein kurzes Fazit, in der die wichtigsten Erkenntnisse auf den Punkt gebracht werden.
Der Hauptteil der Kurzhausarbeit umfasst drei Teile. Jeder Teil soll etwa ein Drittel des des Hauptteils ausmachen.
Selektive Zusammenfassung von zwei Texten (in der Regel der präsentierte Text und ein inhaltlich passender Text freier Wahl). In diesem Teil sollen Sie zeigen, dass Sie die für Ihre Frage bzw. Ihr Thema (siehe dritter Teil) wesentlichen Inhalte aus empirischen Studien auswählen, verstehen und wiedergeben können. Wie bereits im Referat ist Vollständigkeit kein relevantes Kriterium. Sie sollen auf diejenigen Inhalte der Studien eingehen, die Ihnen weiterhelfen. Sie sollen die Studien oder Texte nicht chronologisch nacherzählen. Die Auswahl des zweiten Texts sollte sich danach richten, welche Frage Sie im dritten Teil beantworten wollen.
Kritik der Texte. Die Texte sollen kritisch gewürdigt werden. Die Kritik (positiv wie negativ) kann sowohl inhaltlich als auch methodisch begründet sein. In diesem Teil sollen Sie zeigen, dass Sie die ausgewählten Inhalte kritisch einordnen können. Daraus leitet sich schließlich ab, welche Schlüsse aus einer Studie gezogen werden können und welche nicht. Die Einordnung der Studien dient dazu, Ihre Ableitungen für den dritten Teil zu kalibrieren. Sie sollen die Ergebnisse weder spekulativ überinterpretieren noch unter ihrem Wert verkaufen.
Anwendung der Texte auf ein (aktuelles) Phänomen aus dem wissenschaftlichen, gesellschaftlichen oder persönlichen Bereich. Dabei sollen keine aus den Texten bekannten Anwendungen wiedergegeben, sondern weitergehende Überlegungen präsentiert werden. In diesem Teil sollen Sie zeigen, dass Sie die Erkenntnisse aus empirischen Studien auf eine andere Frage anwenden können. Welche Frage Sie auswählen, steht Ihnen völlig frei. Wichtig ist natürlich, dass die Studien dazu beitragen können, die Frage zu beantworten. Sie sollen hier also nicht frei zum Thema der Texte improvisieren, sondern die wissenschaftliche Evidenz aus den Studien heranziehen.
Details zur Hausarbeit besprechen wir spätestens in der letzten Seminarsitzung.
Policy zu AI und Plagiaten
Bitte beachten Sie die Hinweise zum Einsatz KI-basierter Werkzeuge und zu Plagiaten im Leitfaden zum wissenschaftlichen Arbeiten. Wichtig ist, den Einsatz von KI-Werkzeugen und die Quellen von Informationen zu dokumentieren und transparent kenntlich zu machen. Nutzen Sie dieses Seminar dazu, um alle Werkzeuge des wissenschaftlichen Arbeitens auszuprobieren und sich an eine routinierte Form der Dokumentation zu gewöhnen.
Dieses Seminar ist nicht benotet. Die Leistungen sind Ihre Chance, sich praktisch im wissenschaftlichen Arbeiten auszuprobieren. Sie erhalten Kritik und Verbesserungsvorschläge. Es ergibt keinen Sinn, hier unredliche Mittel einzusetzen — also bitte einfach sein lassen.
Kontakt
Arbeitsstelle Digitale Forschungsmethoden
E-Mail: marko.bachl@fu-berlin.de
Telefon: +49-30-838-61565
Webex: Persönlicher Raum
Büro: Garystr. 55, Raum 274
Allgemeine Sprechstunde: Dienstag, 11-13 Uhr, Anmeldung per E-Mail.
Besprechung der nächsten Seminarsitzung: Donnerstag, 12:00 Uhr (nach der Sitzung)